Musikschulen leisten viel und brauchen Unterstützung Martin Habersaat zu Besuch bei der Oldesloer Musikschule:

Unter dem Motto „Bildung für Alle“ setzt sich die Oldesloer Musikschule für Stadt und Land e.V. dafür ein, dass musikalische Bildung jedem zugänglich ist – unabhängig vom finanziellen Hintergrund der Familie. Ca. 2.700 Musikschülerinnen und -schüler werden hier derzeit von rund 50 Lehrkräften betreut. Das Angebot beginnt bei der Musikwiege für Kinder ab sechs Monaten und reicht bis zu offenen Gesangsangeboten für Menschen in Senioreneinrichtungen. Der Anspruch, für Stadt und Land da zu sein, bildet sich auch im Trägerverein ab, dem neben den Städten Bad Oldesloe und Reinfeld auch das Amt Bad Oldesloe-Land angehört. Nicht nur durch die Corona-Jahre stehen die Musikschulen im Land vor großen Herausforderungen und können die wichtige Arbeit ihrer Lehrenden nicht so gut vergüten, wie es eigentlich erforderlich wäre. Zu einem Gespräch über Projekte, Herausforderungen und Lösungen besuchte der Stormarner SPD-Landtagsabgeordnete Martin Habersaat jetzt den Musikschulleiter Marian Henze in den Räumen der Musikschule im Kultur- und Bildungszentrum Bad Oldesloe (KuB).

Und die Herausforderungen sind groß: Die Hochschulen können nach aktuellem Stand gerade einmal sieben (!) Prozent des Bedarfs der Grundschulen an Musiklehrkräften decken. An den anderen Schularten sieht es kaum besser aus. An vielen Schulen gibt es bereits heute keine Musiklehrkraft mehr. „Musik kann man aber nur studieren, wenn man parallel zum Schulunterricht schon privaten Unterricht hatte. Wir haben also ein gesellschaftliches Interesse an einem breiten Angebot“, betont Habersaat. Der Kreis Stormarn sei bei der letzten Abfrage einer von fünf Kreisen gewesen, in denen es an den Beruflichen Schulen keine Musiklehrkräfte gab. Die Folge: Angehende Kita-Fachkräfte lernen nicht die Anleitung zum Singen oder zum Erarbeiten von Liedern und bereits die musikalische Entwicklung in jungen Jahren wird immer stärker abhängig vom Bildungsstatus der Familie und von Musikschulen. In diesem Punkt konnte Marian Henze seinen Gast allerdings ein wenig beruhigen, so besteht eine Kooperation zwischen der Musikschule und der Beruflichen Schule Bad Oldesloe, um die Ausbildung der Kita-Kräfte zu sichern. Auch wenn ab 2026 das Recht auf Ganztag in der Grundschule gilt, würde Henze gerne mit seinen Musiklehrkräften mit von der Partie sein. Dafür bräuchte er nach eigenem Bekunden allerdings zwei Dinge: „Planungssicherheit und die Möglichkeit, meinen Fachkräften angemessene Arbeitsverträge vorlegen zu können.“ Bisher, so der Gast aus der Landespolitik, tue sich die Regierung mit Festlegungen für 2026 noch schwer. „Leider konnte Frau Prien sich auch nicht dazu entscheiden, den Landesmusikrat oder die Musikschulen in die Arbeitsgruppe zur Vorbereitung des Rechts auf Ganztag einzubinden“, bedauert Habersaat. 

Die Musikschulen brauchen aus seiner Sicht eine deutliche Anhebung der Landesförderung, eine Dynamisierung und das ihnen im Koalitionsvertrag zugesagte Musikschulfördergesetz – und zwar schnell. Erst Kürzlich, im Mai, befasste sich der Landtag mit einem Musikschulfördergesetz. Allerdings hatten Landesregierung oder Regierungsfraktionen nicht etwa einen Gesetzentwurf vorgelegt, sondern CDU und Grüne baten zunächst nur darum, von der Regierung bis zum 2. Quartal 2024 einen solchen Entwurf vorgelegt zu bekommen. Martin Habersaat ordnet das Vorgehen ein: „Es ist gut möglich, dass wir hier wegen der großen Finanzprobleme des Landes ein Zeitspiel erleben. Frühestens 2025 könnten die Folgen dieses Gesetzes den Landeshaushalt erreichen. Trotzdem ruhen viele Hoffnungen auf diesem Gesetz, das wir dringend brauchen.“

Musikschulleiter Marian Henze und SPD-Landtagsabgeordneter Martin Habersaat

Kleine Anfragen zur Lage der Musikschulen und Musiklehrkräfte

https://www.landtag.ltsh.de/infothek/wahl20/drucks/00600/drucksache-20-00633.pdf

https://www.landtag.ltsh.de/infothek/wahl20/drucks/00600/drucksache-20-00639.pdf

Antrag zum Musikschulfördergesetz

https://www.landtag.ltsh.de/infothek/wahl20/drucks/00800/drucksache-20-00804.pdf